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Bericht
Just Transition Research: Interdisziplinarität, Vielfalt und Ethik
25. Juni 2025

Katrin Seidel

Dies ist eine automatische Übersetzung des englischen Originalbeitrags.

(Lesezeit: 10 Minuten)

JTC Team A1 Strukturwandel &<br />
Partizipation: Gruppenbild – Dr. Jan Winkler, Hermine Bär, Cheyenne Wolf, Pia Kahlfuß, nicht abgebildet: Felix Schiedlowski

Ende April 2025 veranstaltete das Just Transition Center (JTC) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gemeinsam mit dem Centre for Sustainable Development Law and Policy (CSDLP) der Durham University einen interdisziplinären Workshop. Die Zusammenarbeit brachte Wissenschaftler aus den Bereichen Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Umweltwissenschaften und Informatik zusammen, um Forschungsansätze und -methoden für die Forschung im Bereich der gerechten Transformation neu zu kalibrieren.

Zu den Teilnehmern des zweitägigen Workshops am 10. und 11. April 2025 gehörten vom JTC Jonathan Everts, Steffi Formann (online), Chiara Gemoll, Shuai Han (online), Jürgen Höpfel (online), Alexander Klose (online), Stefan Knauß, Katrin Seidel, Timm Sureau, Christian Tietje und Amy Walker vor Ort. Die Teilnehmer des CSDLP waren Nelly Bencomo, Bilal Bilal, John Bothwell, Simona Capisiani, Giles Gasper, Mustafa Kamran, Laura Marsiliani (online), Petra Minnerop, Kate Morris, Katalin Sulyok (online) und Angelia Wang. Anhand von 13 Vorträgen aus verschiedenen Fachbereichen, Plenardiskussionen und einer gemeinsamen Mapping-Sitzung untersuchten wir verschiedene analytische Instrumente, um die vielfältigen Realitäten von Übergängen zu untersuchen und zu verstehen, die ständig konstruiert, dann verhandelt, angeeignet oder angefochten werden.

 Der Workshop konzentrierte sich auf die Zusammenhänge zwischen Rechtswissenschaften, Sozialwissenschaften und datenwissenschaftlichen Methoden und kombinierte quantitative und qualitative Methoden, normative Rahmenbedingungen und empirische Erkenntnisse, um sowohl das „Was ist“ als auch das „Was sein sollte“ von gerechten Übergängen (Just Transitions, JTs) zu untersuchen. Während unseres interdisziplinären Dialogs haben wir das Potenzial und die Grenzen von Forschungsmethoden aufgezeigt und nach Wegen gesucht, um ganzheitliches, praktisches Wissen für gerechte Übergänge zu generieren.

Die Veranstaltung zielte darauf ab, kritische Fragen zu behandeln:

  • Wie können wir disziplinäre Silos überwinden, um die Komplexität von Übergängen zu erfassen?
  • Wie können wir technologische Innovation mit ökosozialer Gerechtigkeit in Einklang bringen?
  • Welche Rolle spielen Pluralität, Machtdynamiken und epistemische Vielfalt bei der Gestaltung „gerechter/ungerechter“ Ergebnisse?

Dieser Blogeintrag diskutiert die Ergebnisse, Themen und Implikationen des Workshops und bietet Überlegungen dazu, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit die Forschung zu gerechten Übergängen gestalten kann.

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Eine gemeinsame Vision für gerechte Übergänge

Die Zusammenarbeit zwischen der Martin-Luther-Universität und der Durham University entstand aus dem gemeinsamen Verständnis der Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen und der Notwendigkeit eines gerechten Übergangs zweier Teams: Das Innovationsteam Transregionale Just Transition Governance: soziorechtliche und politökonomische Perspektiven des JTC untersucht, wie Recht, Governance und sozioökonomische Gerechtigkeit beim Übergang zu einer „klimaneutralen” Welt zusammenwirken. Unterdessen untersucht JusTNOW – Just Transitions to a Net Zero World des CSDLP Wege zur Dekarbonisierung durch interdisziplinäre Rechts- und Politikforschung.

Beide Teams sind sich einig: Wir befinden uns an einem entscheidenden Wendepunkt. Die Ära der fossilen Brennstoffe wie Braunkohle, Kohle, Gas, Kraftstoff, Diesel und Bunkeröl geht zu Ende oder muss allmählich zu Ende gehen, da Industriecluster schrumpfen oder sich wandeln und neuen wirtschaftlichen Ökosystemen Platz machen. Doch festgefahrene Altsysteme behindern den Wandel in Schlüsselbranchen, während energieintensive Rechenzentren für maschinelles Lernen neue Herausforderungen in Bezug auf Eigentumsverhältnisse und Nachhaltigkeit mit sich bringen.

Diese gemeinsame Perspektive vereint beide Initiativen unter einer zentralen Mission: die systemischen Herausforderungen der Governance beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen anzugehen und gleichzeitig den ökosozialen Wandel zu sichern. Dies wird durch mehrstufige Governance-Rahmenwerke umgesetzt, die sicherstellen sollen, dass niemand zurückgelassen oder weiter zurückgedrängt wird im globalen Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen, ökologisch nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft.

 

Übergreifende Themen für JT-Forschung und -Pfade

Pluralität

Die Teilnehmenden des Workshops betonten, dass die Forschung zum gerechten Übergang Pluralität berücksichtigen und sich gleichzeitig kritisch mit Fragen der Demokratie im Kontext des Wertepluralismus auseinandersetzen muss.

Da Übergänge keine nationalen, sondern internationale Unterfangen sind, plädieren Katrin Seidel und Timm Sureau für einen transregionalen Ansatz, um die Vernetzung und die Vielschichtigkeit von Übergängen in einem global pluralistischen Rechtsraum zu erfassen. Dabei wird auch die ethische Notwendigkeit betont, tatsächlich gerechte Ergebnisse anzustreben, wobei der Schwerpunkt auf der Gestaltung, Umsetzung und Erfahrung von Übergängen liegt. Daher können rechtliche Rahmenbedingungen und politische Maßnahmen nicht isoliert analysiert werden, sondern müssen im Kontext der lokalen politischen Machtverhältnisse, wirtschaftlichen Anreize und Bedürfnisse der Gemeinschaft betrachtet werden.

Um Übergänge als prozessorientiertes, akteurszentriertes Phänomen zu verstehen, sind qualitative, empirische Methoden erforderlich – z. B. Ethnografie, Fallstudien und Feldforschung –, die aufzeigen, wie verschiedene Akteure kontextspezifische Bedeutungen von „Gerechtigkeit“ und „Übergang“ aushandeln: Diese Sichtweise offenbart die Möglichkeiten und Grenzen von JT und fördert ein prozessorientiertes Verständnis von Recht und Governance. Sie überbrückt die Kluft zwischen formalen rechtlichen Rahmenbedingungen und der Rechtspraxis und stellt sicher, dass Übergänge unter Berücksichtigung ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimensionen bewertet werden. Ausgehend vom Rechtspluralismus als Tatsache geht die JT-Forschung über Dichotomien wie „Top-down“ vs. „Bottom-up“ hinaus, um die miteinander verbundenen, oft unheimlichen Realitäten des ökosozialen Wandels anzugehen.

Interdisziplinarität

Pluralität zu begrüßen bedeutet, über disziplinäre Silos hinauszudenken. Die Forschung zum Thema „Just Transition“ ist von Natur aus interdisziplinär, doch disziplinäre Silos behindern oft ihr volles Potenzial. Da sie sich über Wirtschaft, Recht, Politik, Gesellschaft, Geografie und Umwelt sowie Natur- und Materialwissenschaften erstreckt, erfordert die „Just Transition“ eine Abkehr von „traditionellen“ akademischen Disziplinen und politischen Rahmenbedingungen, die Wissen innerhalb starrer Grenzen isolieren.

Spannungen, Ethik und Reflexivität

Die Forschung zum Thema „Just Transition“ verlangt von Wissenschaftlern, sich mit den inhärenten Konflikten zwischen konkurrierenden Werten auseinanderzusetzen – beispielsweise Wachstum vs. Nachhaltigkeit oder individuelle vs. kollektive Rechte. Im Mittelpunkt dieses Bestrebens steht die ethische Verpflichtung, bestehende Machtungleichgewichte nicht zu verstärken und gleichzeitig Selbstbewusstsein zu bewahren, um bestehende Machtungleichgewichte nicht zu verstärken. Da Vorstellungen von „Gerechtigkeit“ jede Phase der Forschung durchdringen – vom Entwurf über die Beteiligung bis hin zur Umsetzung –, sind Selbstbewusstsein, Reflexivität und Ethik entscheidend, um verantwortungsvoll mit diesen Spannungen umzugehen.

So hat Simona Capisiani in ihrer philosophischen Untersuchung des „Rechts auf lebenswerten Raum” einen ethischen Rahmen für den prinzipiellen Umgang mit Klima-Immobilität vorgeschlagen und argumentiert, dass Gerechtigkeit nicht nur eine Umverteilung von Ressourcen, sondern auch die Anerkennung unterschiedlicher Weltanschauungen erfordert. Sie betont, dass Verfahrensgerechtigkeit – beispielsweise die Gewährleistung einer inklusiven Entscheidungsfindung – ebenso wichtig ist wie das normative Verständnis von Gerechtigkeit.

In ähnlicher Weise plädiert Stefan Knauß für ein Gleichgewicht zwischen ökologischer und sozialer Gerechtigkeit durch transformatives Lernen, ein Konzept, das Bildungs-, Umweltbelange und Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit miteinander verbindet. Indem er die ethische Wertanalyse für die JT-Forschung modifiziert und den Fokus eher auf „Prinzipien“ als auf abstrakte „Werte“ legt, definiert er „Nachhaltigkeit“ als ein inhärentes normatives und konfliktreiches Prinzip, das ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen umfasst.

Inklusion, Teilhabe und Gerechtigkeit in fairen Übergangsprozessen

Inklusion wurde als Voraussetzung für die Demokratisierung des transformativen Potenzials von JTs identifiziert. Soziokulturell sensible Methoden – darunter geschlechtersensible Ansätze und indigene Wissenssysteme – wurden von Wang als wesentliche Instrumente hervorgehoben, um marginalisierten Stimmen bei der Gestaltung von Übergangswegen mehr Gewicht zu verleihen. Bilal Bilals quantitative Analyse der CO₂-Emissionen beispielsweise unterstrich die dringende Notwendigkeit von Klimapolitikmaßnahmen, die sich mit den unverhältnismäßigen Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf einkommensschwache Gemeinschaften befassen, und bekräftigte den Zusammenhang zwischen Umweltschäden und systemischer Ungleichheit.

Die Diskussionen konzentrieren sich auch auf die soziopolitisch-technologischen Dimensionen von JT und betonen klassenbasierte Politik und die Machbarkeit intersektionaler Inklusivität.

Darüber hinaus argumentierte Angelia Wang, dass JT-Agenden über wirtschaftliche und ökologische Kennzahlen hinausgehen müssen, um das kulturelle Erbe und die Generationengerechtigkeit zu schützen. Sie fordert einen Wandel von „Erhaltung“ zu „gemeinsamer Gestaltung“ im Rahmen einer gerechten Transformation und die Einbeziehung der Diskursanalyse, um eine „Ökologie vielfältiger Wissenssysteme“ zu schaffen, die geschlechtergerechte und kultursensible Ansätze umfasst.

Auch die Rolle der Digitalisierung bei Übergängen wurde unter die Lupe genommen. Ghulam Mustafa Kamran forderte eine menschenzentrierte KI-Disziplin und drängte auf maschinelle Lernsysteme, die darauf ausgelegt sind, menschliche Fähigkeiten zu „verstärken und zu erweitern”, anstatt sie zu ersetzen. Er betont Gerechtigkeit, Privatsphäre und kognitive Autonomie sowie bedarfsorientiertes Design, während Nelly Bencomo die Rolle von KI und digitalen Zwillingen bei der Beschleunigung von Übergängen untersuchte und vor Ausgrenzungsrisiken bei KI-gesteuerten Übergängen warnte. Sie betonte die ethische Notwendigkeit, Dateneingaben gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften zu gestalten, um sicherzustellen, dass Datensätze vielfältige Wissenssysteme widerspiegeln. Bilal Bilal bekräftigte die Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit, die auf Klimagerechtigkeit basiert. Seine quantitative Analyse der CO₂-Emissionen in Ländern mit hohen Emissionen zeigte, wie dringend notwendig es ist, die Energiepolitik an den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit auszurichten.

 

Ausblick: Auf der Dynamik der Zusammenarbeit aufbauen

Der Workshop in Durham zeigte das transformative Potenzial der Zusammenarbeit bei der Bewältigung komplexer pluralistischer Realitäten im Rahmen von Just Transitions. Durch die Fokussierung auf Interdisziplinarität, Vielfalt und Ethik verdeutlichte die Veranstaltung, wie umsetzbares Wissen entstehen kann, wenn rechtliche, soziale und technologische Perspektiven zusammenkommen. Die Teilnehmer waren sich einig: Die Forschung zu Just Transitions muss über „technische” Lösungen und marktorientierte Logiken hinausgehen und partizipative Governance und eine gerechte Machtumverteilung in den Vordergrund stellen. Nur durch die Verankerung von Inklusion – von der Datenerhebung bis zur Politikgestaltung – können Transitionen historische Ungerechtigkeiten beseitigen und systemische Veränderungen fördern.

Die JT-Forschung muss daher Unsicherheiten akzeptieren und eine Kultur fördern, die Pluralität, Spannungen, Konflikte und Rückschläge nicht nur als Hindernisse, sondern als Katalysatoren für Konfliktlösung und Innovation betrachtet. Dieser Ansatz erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, die hegemoniale Narrative – wie beispielsweise die Annahme, dass Dekarbonisierung automatisch mit Gerechtigkeit gleichzusetzen ist – hinterfragt und sowohl im Prozess als auch im Ergebnis auf Gerechtigkeit setzt. Nur durch die Auseinandersetzung mit ethischen und methodologischen Komplexitäten kann die JT-Forschung Wege aufzeigen, die einen systemischen Wandel mit tief verwurzelten ökosozialen Anliegen in Einklang bringen. Die Überbrückung rechtlicher, sozialer und technologischer Perspektiven und damit die Neukalibrierung von Ansätzen und Methoden für die Forschung zur gerechten Transformation durch interdisziplinären Dialog und partizipative Forschung bieten einen Entwurf für zukünftige Kooperationen. Im weiteren Verlauf werden die während des Workshops entwickelten übergreifenden Themen, Forschungsfragen und Instrumente unsere gemeinsamen Bemühungen zur Neugestaltung ökosozialer Transformationen leiten und vertiefen.

 

Unsere nächsten gemeinsamen Schritte:

Die internationale Konferenz zu ‘Just Transitions to a Net Zero World (9. bis 10. Oktober 2025) in der Durham University um diese zentralen Herausforderungen zu diskutieren:
(1) Interdisziplinäre Forschung zur Konzeptionisierung gerechter Übergänge,
(2) Digitale und technische Infrastrukturen für gerechte Übergänge,
(3) Finanzierung gerechter Übergänge,
(4) Wissenschaft für gerechte Übergänge.

Entwicklung integrativer methodischer Toolkits: Aufbauend auf dem Schwerpunkt des Workshops auf induktiven, deduktiven und partizipativen Methoden werden wir Toolkits entwickeln, die speziell auf die JT-Forschung zugeschnitten sind. Diese Tools werden in Fallstudien aus verschiedenen Branchen getestet, beispielsweise in der chemischen Industrie (wie von Alexander Klose und Jürgen Höpfel untersucht).

Ausbau interdisziplinärer Netzwerke: Aufbau eines Netzwerks der Europäischen Union für den interdisziplinären Wissensaustausch im Bereich JT, vorgeschlagen von Steffi Formann, um Strategien und Kompetenzen sektorübergreifend zu bündeln und die Zusammenarbeit zwischen Natur- und Sozialwissenschaftlern zu fördern.

Um diese Dynamik aufrechtzuerhalten, werden sich unsere gemeinsamen Bemühungen auf den Ausbau transnationaler Forschungspartnerschaften, die Analyse neu entstehender Governance-Strukturen und die Entwicklung von Strategien zur Integration ökosozialer Überlegungen konzentrieren. Die Komplexität der Herausforderungen einer gerechten Transformation erfordert iterative, evidenzbasierte Ansätze. Der Workshop in Durham hat gezeigt, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit und methodische Stringenz die Robustheit von Forschungsrahmenwerken verbessern können, die als Grundlage für Politik und Praxis dienen.