Halle-Saalekreis

Halle (Saale) und der sie vollständig umgebende Saalekreis bilden eine historisch und wirtschaftlich eng verbundene Region im Süden Sachsen-Anhalts. Halle blickt auf eine lange Industrie- und Salztradition zurück und entwickelt sich heute zunehmend zum Wissenschafts- und Technologiestandort. 

Der Saalekreis, eine der geschichtsträchtigsten Regionen Deutschlands, entstand 2007 aus dem Zusammenschluss von Saalkreis und Merseburg-Querfurt und vereint landschaftlich die fruchtbare Querfurter Platte, die Saale-Elster-Auen und das Porphyrhügelland. Rohstoffe wie Braunkohle, Kalisalz, Porphyr und Kalkstein prägten über Jahrzehnte das wirtschaftliche Gefüge. Heute entstehen durch Renaturierung – etwa am Geiseltalsee – neue Perspektiven. Die Region steht damit für einen Wandel zwischen industriellem Erbe, fruchtbarer Kulturlandschaft und Zukunftspotenzial.

 

Karte des Saalekreises und der Stadt Halle (Saale)

Mehrere strukturelle und gesellschaftliche Herausforderungen prägen aktuell die Region Halle (Saale) und den Saalekreis:

  • Nord-Süd-Gefälle im Saalekreis und Einfluss von Halle: Während der Norden des Saalekreises wirtschaftlich weniger entwickelt ist, stellt Halle als regionales Zentrum einen wichtigen Motor für Innovation und Wachstum dar. Dennoch bestehen deutliche Ungleichheiten zwischen Stadt und Land.
  • Organisationsstrukturprobleme der Verwaltung: In beiden Gebieten erschweren komplexe Verwaltungsstrukturen und ineffiziente Abläufe die Umsetzung von Entwicklungsprojekten und die Flächennutzung.
  • Großer Flächenkonkurrenzdruck: Insbesondere im Saalekreis führen die konkurrierenden Nutzungsansprüche von Landwirtschaft, Erneuerbaren Energien (z.B. Freiflächen-Photovoltaik), Naturschutz und Tourismus zu Nutzungskonflikten, die auch die Region um Halle tangieren.
  • Stadt-Land-Konflikte: Unterschiedliche Interessen zwischen der urbanen Region Halle und den ländlichen Gemeinden im Saalekreis erschweren gemeinsame Entwicklungsstrategien und führen zu Spannungen.
  • Fehlende landkreisübergreifende Wirtschaftsförderung im Saalekreis: Im Saalekreis existiert keine koordinierte, umfassende Wirtschaftsförderung, die alle Gemeinden und Wirtschaftszweige gleichermaßen unterstützt.
  • Zurückhaltung der Wirtschaft aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen: Die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation führt zu vorsichtigem Investitionsverhalten bei Unternehmen.
  • Politikverdrossenheit und Zurückhaltung im Strukturwandel: Sowohl Bürger*innen als auch Unternehmen zeigen eine gewisse Skepsis gegenüber politischen Entscheidungen und Veränderungsprozessen.
  • Konkurrenzkampf um Fördermittel: Gemeinden, beispielhaft das Geiseltal im Saalekreis, stehen im Wettbewerb um begrenzte Fördergelder, was die Zusammenarbeit erschwert.

Um die Region Halle/Saalekreis zukunftsfähig zu gestalten, sind folgende Maßnahmen entscheidend:

  • Förderung von Forschung und Innovation: Nutzung der exzellenten Forschungseinrichtungen in Halle für den Wissenstransfer und Innovationsentwicklung.
  • Unterstützung von Unternehmensgründungen und Wirtschaftsentwicklung: Stärkung von Initiativen wie dem BioEconomy-Hub und der Erweiterung des Chemieparks Leuna, um eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur zu schaffen.
  • Energiewende aktiv gestalten: Wasserstoff (H2) als Schlüsseltechnologie fördern und klimaneutrale Gewerbegebiete entwickeln.
  • Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen: Um dem demografischen Wandel und der Abwanderung entgegenzuwirken.
  • Minimierung von Flächenkonflikten: Effiziente und transparente Verwaltungsprozesse sollen die Planung und Umsetzung von Flächennutzungen beschleunigen und Konflikte reduzieren.
  • Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit: Konzepte wie Phosphorrückgewinnung (Urban Mining) in die wirtschaftliche Entwicklung integrieren.
  • Wahrnehmung & Vertrauen: Vertrauen in Politik und Verwaltung, in Prozesse des Strukturwandels können über Bürgerdialoge initiiert werden, die Menschen möchten einfach mitgenommen werden
    Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken

    Anhand einer SWOT-Analyse werden die Stärken und Schwächen, sowie die Chancen und Risiken der Region Halle (Saale) und den Saalekreis skizziert.

    Stärken

    • Einfluss des Oberzentrums Halle: Halle stellt als regionales Zentrum einen wichtigen Motor für Innovation und Wachstum dar.

    • Universitätsstadt mit exzellenter Forschungslandschaft (MLU, Leopoldina, Biotechnologie, Zukunftszentrum etc.) sowie Hochschule in Merseburg

    • Vielfältige Bildungsangebote und zunehmende Digitalprojekte (z. B. Smart City in Halle)

    • Fruchtbarste Böden

    • Gute Infrastruktur & zentrale Lage in Mitteldeutschland

    • Viel Grün, hohe Lebensqualität, günstiger Wohnraum

    • Saalekreis hat z. T. überdurchschnittliche Zuwächse im Produzierenden Gewerbe

    Schwächen

    • Stadt-Land-Konflikte: Unterschiedliche Interessen zwischen der urbanen Region Halle und den ländlichen Gemeinden im Saalekreis erschweren gemeinsame Entwicklungsstrategien und führen zu Spannungen

    • Arbeitsmarktschwächen, hohe Arbeitslosigkeit

    • Die Arbeitslosenquoten sind gestiegen: in Halle über 10 %, im Saalekreis knapp unterhalb, aber mit steigender Tendenz

    • Unsicherheit in Industrie & Beschäftigung

    • Fachkräftemangel, besonders im Gesundheits- & Pflegebereich

    • Großer Flächenkonkurrenzdruck: Insbesondere im Saalekreis führt Nutzungskonkurrenz zwischen Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Erneuerbaren Energien (z. B. Freiflächen-Photovoltaik), Naturschutz und Tourismus zu sich immer mehr verschärfenden Nutzungskonflikten

    • Infrastruktur & nachhaltige Stadtentwicklung: Herausfordernd sind Verkehrswege, öffentlicher Nahverkehr, vernetzte Mobilität, Straßen, Grünräume, Digitalisierung. Projekte wie Smart City oder der Ausbau von Verkehrsnetzen sind vorhanden, doch der Sanierungs- und Modernisierungsbedarf ist groß

    • Nord-Süd-Gefälle im Saalekreis: Während der Süden des Saalekreises wirtschaftlich hoch entwickelt ist, ist der Norden deutlich weniger entwickelt, zum Teil abgehängt

    • Steigende Lebenshaltungskosten, Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt und wirtschaftlicher Druck belasten viele Haushalte. Externe Faktoren wie die geopolitische Lage, Energiepreise etc. wirken ebenfalls stark

    • Halle weist in manchen Bereichen (z. B. produzierendes Gewerbe) weniger Wachstum auf als der Landesdurchschnitt

    Chancen

    • Integration als wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Gewinn (Fachkräfte, Vielfalt)

    • Stärkung regionaler Identität & Kultur durch aktive Bürgerbeteiligung

    • Ausbau von Gesundheitsversorgung in der Fläche (inkl. Telemedizin, mobile Dienste)

    • Digitalisierung & Hochschulkooperationen als Impulsgeber

    Risiken

    • Zurückhaltung der Wirtschaft aufgrund unsicherer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen: Die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation führt zu vorsichtigem Investitionsverhalten bei Unternehmen

    • Fehlende landkreisübergreifende Wirtschaftsförderung im Saalekreis: Im Saalekreis existiert keine koordinierte, umfassende Wirtschaftsförderung, die alle Gemeinden und Wirtschaftszweige gleichermaßen unterstützt

    • Politikverdrossenheit und Zurückhaltung im Strukturwandel: Sowohl Bürger*innen als auch Unternehmen zeigen eine gewisse Skepsis gegenüber politischen Entscheidungen und Veränderungsprozessen

    • Sicherung der medizinischen Infrastruktur, insbesondere in eher ländlichen oder weniger dicht besiedelten Teilen des Saalekreises. Zunehmender Druck auf Kliniken, Verschmelzung von Einrichtungen, Umstellung von Versorgungsregionen

    • Migration wird als Belastungsfaktor wahrgenommen, gleichzeitig besteht die Herausforderung, Migration sowohl sozial als auch wirtschaftlich konstruktiv zu gestalten

    • Polarisierung und Spannungen bei Integration, Zuwanderung

    • Abwanderung junger, gut qualifizierter Menschen

    • Überalterung der Bevölkerung ohne passende Gegenstrategien

    Revierscout

    Dr. Cornelia Deimer

    Revierscout Halle-Saalekreis
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